Lord Shiva

 

Lord Shiva

 Shiva bedeutet schlicht „der Gütige“, „der Freundliche“, oder „der Gnadenvolle“ und ist lediglich die alte Sanskrit-Bezeichnung für das grundlegende Mysterium, das unser Sein ausmacht. In den Augen seiner Anhänger, der Shaivas ist Shiva das Universum und das Selbst, das in allen Dingen west. Seiner Meditation entspringen die Welten, die wir Wirklichkeit nennen.
 
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In Nordindien ist es besonders das Bild Shivas als Shankar (oder Shankara), als der Meditation versunkene Asket, der einem auf Wänden, Batiken, Postkarten und in plastischen Darstellungen auffällt. Der mit Asche beschmierte, weißhäutige Shankar sitzt inmitten einer eisigen Berglandschaft, in absoluter Versunkenheit, so ruhig wie ein steinernes Linga. Im Gegensatz dazu findet man, besonders in Südindien, die Ikone des Nataraja (Shiva als König der Tänzer), der den Takt des Lebens mit seiner Handtrommel (Damaru) schlägt und im Feuerring den ewigen, harmonischen Tanz des Universums tanzt. In der Gegenüberstellung der beiden Ikonen finden wir einen archetypischen Gegensatz. Auf der einen Seite den Norden: Eis, Stille, Rückzug (Nivritti), Versenkung, Bewegungslosigkeit, Asche. Auf der anderen Seite den Süden: Hitze, Flamme, Bewegung, Ekstase, das Werden (Pravritti), Trommeln und Tanzen.
Als Herr der Berge (Girisa) sitzt Shankar, der Yoga-Gott unbewegt, in tiefer Meditation auf dem Gipfel des Berges Kailash, im ewigen Eis des Himalaya, was absolut reines Bewußtsein bedeutet. Der Zustand der Meditation, den Shivas Haltung zeigt, birgt tiefe Symbolik, da Meditation das letzte Tor zur Selbstverwirklichung ist. Um Gott zu verwirklichen, ist es unerläßlich zu meditieren. Er träumt das Weltall und alles, was darin enthalten ist. Die Haut seines kräftig gebauten Körpers ist so weiß wie der Schnee der Eisberge, die ihn umgeben. Er ist das Bild der völligen Gelassenheit und Stille. Alle Feuer der Leidenschaft sind ausgebrannt. Jeder äußere Tatendrang ist erloschen. Alles ist reine weiße Asche. Doch wenn man seine straffen Muskeln sieht, ahnt man, dass er jederzeit zur Tat schreiten könnte. Er ist die ruhende, gesammelte Kraft selber. Sein wildes, verfilztes Haar ist auf dem Kopf aufgetürmt und endet in einem Knoten, den eine kleine Kobra umschlängelt. „Filzhaariger“ (Dhurjati) und „Träger der Filzhaare“ (Jatadbari) wird er ganannt Ein Strahl Wasser springt im hohen Bogen aus seinem Haarknoten. Es ist der Ganges, der im Himmel entspringt und durch die Locken des Gottes auf die Erde herabfließt.

Rechts über der Stirn trägt Shankar die hauchdünne Mondsichel als Diadem im Haar. Die gelehrten Pandits weisen schnell darauf hin, daß der Mond mit Messen und Denken zu tun hat, mit dem meßbaren Wandel der Zeit und dem Spiel der Gedanken. Die Mondsichel ist aber auch die Schale, die den kostbaren Trank der Unstewrblichkeit (Amrita), das Soma, enthält, das wir aus der eurpäischen Mythologie als Met (Sanskrit Madhu) oder als Ambrosia kennen. Am Soma berauschen sich die Götter, Seher und Dichter, und konnten so in die tiefen Mysterien des Lebens schauen.

Auch Shankaras andere Schmuckstücke sind voller Bedeutung. Er trägt giftspeiende Kobras als Halsband, Arm- und Kopfschmuck, denn in seinem Inneren hat er verdrängte Giftigkeit und Tücke überwunden. Die Giftnattern schleichen nicht mehr unerkannt durch die dunkelsten Winkel der Seele, wie es bei vielen äußerlich „anständigen“ Menschen der Fall ist. Shivas Schlangen sind die äußeren Zeichen seiner Würde. Die Rudraksha-Malas, die Shankars Haarknoten, Hals, Gelenke und Oberarme schmücken, sind Siegestrophäen. Sie sind eigentlich die geschrumpften Köpfe seiner Feinde, die er vertrocknen und schrumpeln lässt und sie dann als Perlen seiner Gebetskette auffädelt. Er ist Kapamalin, der „Träger der Schädelkette“.

Seine Anhänger tun es ihm gleich und tragen die Rudraksha-Malas als Zeichen überstandener Auseinandersetzungen mit den Dämonen des Egoismus, des Hasses, der Angst, der Gier, des Geizes oder wie auch immer die Feinde der Selbsterkennung heißen mögen. Nur wem es gelungen ist, diese Dämonen in der Hitze der Bußübungen (Tapas) und im Licht der Erkenntnis in geistigen Schmuck umzuwandeln, darf sich anmaßen, diese Nüsse des Ganiterbaumes zu tragen.

Das Tigerfell symbolisiert vollständige Meisterung von Ärger. Die Elefantenhaut, die er trägt, versinnbildlicht, dass alle animalischen Impulse unter Kontrolle gebracht werden können. So erhebt sich Shiva und meistert jegliche manifestierte Kraft.

Der Dreizack (Trisula), eine Waffe mit drei Zacken also, symbolisiert die Zerstörung des Egos zusammen mit seiner dreifältigen Wunschnatur in Zusammenhang mit dem Körper, Gemüt und Intellekt. Shiva mit seinem Dreizack weist auf den Sieg über das Ego, was zur Vollkommenheit führt. Die drei Zacken repräsentieren die drei Eigenschaften (Gunas): Sattva (rein, klar), Raja (aktiv) und Tamas (dumpf, träge und unbewegt); die drei Schöpfungsphasen: Erschaffung, Erhaltung, Zerstörung; sowie die drei Zustände: Jagrat (Wachsein), Swapna (Traumphase) und Sushupti (Tiefschlaf). 

Die drei weißen Aschestreifen, die waagrecht auf Shankars Stirn verlaufen, sind – neben ihrer Symbolhaftigkeit für die göttliche Dreiheit – die Aschstreifen, mit denen sich Shiva schmückte, nachdem er die angeblich uneinnehmbaren drei Burgen (Tripura) mit seinem Feuerblick vernichtet hatte, die die drei Verschmutzungen von Egoismus (Anava), berechnendes Handeln (Karma) und Wahn (Maya) darstellen.

Shiva Shankara

Shiva Shankara

Shivas Hals, mit drei Aschestrichen, einer Brillenschlange und Rudrakshanüssen geschmückt, ist von blauer Farbe. Diese Tatsache brachte ihm den Namen Blauhals (Nilakanta) ein, weil er das Gift trank, das drohte, die Welt zu zerstören, als die Götter und Dämonen den Milchozean aufwühlten, um den Nektar zu gewinnen. Das Gift machte Halt in seinem Hals und blieb dort, wodurch die äußere Welt und auch Shiva selbst gerettet wurden. Aber das Gift färbte seinen Hals blau.

Shiva repräsentiert das Ideal höchster Entsagung, die aus Gottverwirklichung entsteht. Shivas mächtige Trommel und göttlicher Tanz sind eine Quelle der Inspiration und drängen die Menschheit zu spiritueller Entfaltung und Vervollkommnung. Swami Vivekananda, ein sehr respektierter Swami Indiens, sagte über Shiva: „O Indien, vergiß nicht, daß der Gott, den du verehrst der große Asket der Asketen ist, der all-entsagende Shankara!“ 

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Die Trommel (Damaru) repräsentiert Ton, Alphabet, Grammatik, Sprache und den gesamten Bereich der sakralen und weltlichen Künste und Wissenschaften. Die Trommel in seinen Händen bedeutet, daß die gesamte Schöpfung, einschließlich der Künste und Wissenschaften, aus seinem göttlichen Willen entstanden sind, bzw. lediglich ein Spiel von ihm sind. Zuerst trommelt Shiva, dann tanzt er als Nataraja den Tanz des Universums.

Ein anderer Aspekt Shivas „Dakshinamurti repräsentiert den Weltenlehrer. Eine der Eigenschaften, die Shiva verkörpert, ist Selbsterkenntnis (Jnana). Als Gott aller Studierenden, Gelehrten und Sucher der Weisheit und Erkenntnis, ist er das Modell eines perfekten Gurus.

Shiva, der Nataraja, steht in der Tanzkunst über all den Göttern; er ist Meister der 108 Tanzformen. Die heiligen Schriften beschreiben neun der Tanzarten des Nataraja als sehr berühmt. Das Nataraja-Bildnis zeigt Shiva mit vier Händen und zwei Beinen in Tanzposition stehend. Er hält eine Trommel (Damaru) in der oberen rechten Hand und Feuer in seiner linken. Die untere rechte Hand befindet sich in der Stellung des „Abhaya-Mudra“ (schutzgebende Geste und Zeichen von Furchtlosigkeit). Die linke Hand weist auf den erhobenen linken Fuß. Sein linker Fuß steht auf dem Kriegsfisch-Dämon, Apasmara Purusha. In der Regel wird diese bildliche Darstellung von einem Feuerkreis umgeben. Shiva tanzt jeden Abend, um die Leiden von Geschöpfen zu lindern und um die Götter zu unterhalten, die sich am Kailash-Berg einfinden. Shivas Tanz symbolisiert einen unaufhörlichen Prozeß von Schöpfung, Erhaltung und Zerstörung. Die Trommel repräsentiert den Schöpfungston und das Feuer (Pralayagni) versinnbildlicht die Flammen, die am Zeitenende die Welt zerstören. Seine anderen zwei Hände, die Segen, Wohltaten und Schutz gewähren, wenden sich an die Anhängern und ermuntern sie, Schutz zu den Füßen des Herrn zu suchen. Wer sich vollständig überantwortet, hat nichts zu befürchten. Der Dämon, auf dem Shiva steht, symbolisiert die Unwissenheit, die uns unser Gleichgewicht und Bewußtheit verlieren läßt. Shivas Tanz führt uns zu einem Himmel der Seligkeit, in dem sich das Ego auflöst und wir Frieden finden. In seinem „Tandava„-Tanz zerstört Shiva den Dämon der Unwissenheit zum Wohle der Anhänger, die sich ihm ganz hingeben. In jedem Herzen tanzt er. Shivas Tanz repräsentiert den Herzschlag. Er wird auch „Chidamabaram“ genannt, was heiliger Raum im Herzen bedeutet. 

Der Lingam, ein Symbol von Energie und Fortpflanzung, steht für Shivas Kraft der Zerstörung. Menschen beten zu Shiva für Produktivität und Wachstum. Er manifestiert alle Tugenden, sowie Kräfte und repräsentiert die Eigenschaft, die „Tamas“ (Dunkelheit, Trägheit, Bewegungslosigkeit) genannt wird. 

Linga bedeutet Symbol. Der Shiva-Linga symbolisiert Shiva mit Gestalt als auch in seinem formlosen Aspekt. Die Form des Lingas repräsentiert Shivas Gestalt. Die Abwesenheit eines Kopfes und von Gliedmaßen weist auf seinen formlosen Aspekt. Shiva ist auch bekannt als eine Gestalt, die aus einem Linga hervorgeht (Lingodbhavamurthi). Als Symbol steht der Linga in direkter Verbindung mit dem Absoluten. Er symbolisiert die Form von Licht und Kraft. Viele halten die Verehrung Shivas in Form eines Lingas für die beste. 

Ein Shiva-Linga besteht aus drei Teilen. Der unterste Teil ist quadratisch, der mittlere achteckig, der dritte zylindrisch und erhebt sich über den Sockel. Der Shiva-Linga ist so angebracht, daß eine Hälfte in der Erde eingebettet liegt, während die andere über der Oberfläche verbleibt. Der über der Oberfläche erscheinende Teil repräsentiert die manifestierte sichtbare Welt der Vielfalt (Shakti). Die unter der Oberfläche sitzende Hälfte stellt die unsichtbare Grundlage dar, die die obere Hälfte trägt und die unmanifestierte höchste Realität (Shiva) symbolisiert. 

Die verschiedenen Linga-Arten umfassen: das Svayambhu-Linga, der natürlich entsteht; der Bindu-Linga, auf den eine Person meditiert; der Pratishta-Linga, der mit entsprechenden Mantren installiert wird; der Caram, auch Abhyatmika genannt und der Duru-Linga, der Shiva selbst versinnbildlicht. Die Verehrung verschiedener Lingas bringt unterschiedliche Ergebnisse.

Literaturtipp: Wolf-Dieter Storl: SHIVA (Der wilde, gütige Gott), Koha Verlag, ISBN:3-929512-90-4

Lord Ganesh

Aum dakshine Ganeshaya namah!

 

We invoke this particular Cosmic God before any other God, when we perform our spiritual activities.

Sri Chinmoy, 27. November 1994

Lord Ganesha, auch bekannt als Ganapathi oder Vinayaka, ist der Sohn Shivas und Parvatis. Die Hindus verehren Ganesha als einen der prominentesten und beliebtesten der angebeteten Gottheiten. „Ganah“ bedeutet auf Sanskrit Vielheit; „Isha“ heißt Herr. Folglich bedeutet Ganesha „Herr aller Wesen“.
Ganesha ist ein König der Hindernisse und Beschützer aller lebenden Geschöpfe. Für den, der möchte, dass seine Hindernisse entfernt werden, ist Ganesha der richtige Ansprechpartner, denn wenn man sich mit Ganesha anfreundet, werden die Hindernisse nicht nur aus dem Leben entfernt, sondern sie werden gar nicht erst auftauchen. Er ist hart zu seinen Feinden – er vernichtet sie mit der ganzen Kraft eines Elefanten, aber er gibt Jenen, die ihn verehren, Freude und die Süße des Lebens. Was auch immer man mit Freude (oder mit Ganesha, der die Freude des Lebens ist) verrichtet, wird mühelos und glatt verlaufen.
Zögere nicht, sobald du eine Entscheidung gefällt hast. Und fahre mit der gleichen Sicherheit fort, als wenn du auf einem Elefanten reiten würdest, so wird dir das Glück beistehen. Wer Ganeshas Mantra spricht, dessen Weg wird befreit von Unglück, und dafür mit Glück versehen. Vor jedem neuen Projekt wird sein Mantra rezitiert, um Erfolg und Ausgewogenheit zu sichern. Wenn man das Gefühl hat, in einer Sackgasse zu stecken, oder wenn man Hilfe braucht, um seinen Lebenssinn zu finden, sollte sein Mantra hingebungsvoll wiederholt werden. Gemäß den altüberlieferten Traditionen wird der elefantenköpfige Ganesha bei allen Ritualen oder Festivitäten als erstes verehrt. Selbst bei weltlichen Ereignissen wie einer Schulprüfung oder bei Antritt einer neuen Arbeitsstelle wird Lord Ganesha für ein gutes Gelingen angebetet.

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Ganesha ist der Gott des Glückes, er ist Vighna Vinashaka, der Beseitiger der Hindernisse, und auch Sukha Kartha, derjenige, der das Glücklichsein und die Fülle bringt. Er feiert gerne, liebt es, gut zu essen und das Leben zu geniessen. Wenn du das gleiche möchtest, so verbinde dich mit seiner göttlichen Natur. Die Menschen tragen seine Bilder oder Statuen als Schutz vor Bösem, und viele Reisende und Händler tragen Ganesha für eine reibungslose Reise bei sich.
Die Brahmanda Purana erzählt folgende Geschichte: Die Dämonen schufen Hindernisse und verhinderten, dass in der Weltlichkeit gefangene Seelen der Erlösung entgegen fortschreiten. Die Göttin Devi sah dieses traurige Spiel und in ihrem Mitgefühl beschloss sie, diesem Übel ein Ende zu setzen. Die Dämonen erdreisteten sich sogar den Göttern Hindernisse in den Weg zu legen. An diesem Punkt schaute Devi Lalita in Shivas Antlitz und lächelte. Aus dem Strahlen ihres Lächelns ging eine Gottheit mit einem Elefantengesicht hervor. Devi setzte diese Gottheit, Vighneshwara, den Beseitiger von Hindernissen, ein, um den Dämonen Einhalt zu gebieten. Vighneshwara zerstörte die Blockaden auf dem Weg der Götter. Das erklärt, warum die Menschen Ganesha zu Beginn aller vielversprechenden Unternehmungen verehren.

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Anderslautenden Legenden zufolge wurde Ganesha nicht als Kind von Shiva und Parvati geboren, sondern wurde aus Safran – Paste erschaffen. Parvati wünschte sich jemanden, der zuerst ihr und nicht Shiva ergeben sei. So erschuf sie den hübschen und starken Jüngling, atmete ihm Leben ein und sprach zu ihm: „Du bist mein Sohn, mein ureigenster Sohn! Ich habe sonst niemanden, den ich absolut mein eigen nennen könnte“. Dann gab Parvati dem Jungen einen Stab und befahl ihm, die Tür zu ihren Privatgemächern zu bewachen. „Erlaube niemandem ohne meine Erlaubnis einzutreten!“
Kurz darauf kehrte Shiva nach Hause zurück. Als Shiva die Türe erreichte, stoppte ihn der Knabe. Shiva erklärte, dass er Parvatis Gemahl sei und dass er das Recht habe, einzutreten ohne irgend jemanden fragen zu müssen. Ohne zu zögern erwiderte der Junge „Niemand betritt diese Halle ohne die Erlaubnis meiner Mutter.“ Als Shiva ihn ignorierte, schlug ihn der Junge mit seinem Stock! Shiva war wütend! Er begann mit dem Jungen zu kämpfen, erkannte aber, dass er kein gewöhnlicher Knabe war. So trug er seinen Begleitern auf, den Jungen gefangen zu nehmen, doch der Knabe besiegte sie alle. Shiva sandte einen Kundschafter aus, um zu erfahren, wer der Junge sei. „Ich bin der Sohn Parvatis. Ich werde mein Leben geben, um den Auftrag meiner Mutter auszuführen. Niemand kann den Palast ohne Erlaubnis meiner Mutter betreten!“
Der Kundschafter kehrte zurück und informierte Shiva, was der Junge gesagt hatte. Shiva war nun so verärgert, dass er seine gesamte Armee aussandte, um den Jungen gefangen zunehmen. Parvati rief indes ihre weiteren Manifestationen, Durga und Kali an, und bat diese, ihrem Sohn beizustehen. Als auch Shivas Armee die Schlacht verlor, wandte sich Shiva nun an Vishnu, um ihm dabei zu helfen, den kleinen Jungen zu besiegen. Das war nun kein gerechter Kampf mehr! Während Ganesha mit Vishnu kämpfte, warf Shiva seinen Dreizack und köpfte den Jungen.
Als Parvati von dem unfairen Kampf erfuhr, war sie so außer sich, dass sie beschloss, die Welt zu zerstören. Brahma näherte sich Parvati voller Demut und ersuchte um Gnade, um die Welt zu retten. Parvati stimmte unter zwei Bedingungen zu: „Mein Sohn muss sein Leben zurück erhalten, und er soll vor allen anderen Göttern verehrt werden“. Inzwischen hatte sich Shiva wieder beruhigt und entschuldigte sich bei Parvati für sein unbesonnenes Verhalten. Er stimmte zu, dem Knaben wieder das Leben wieder zurück zu geben und Brahma, nach Norden zu gehen und den Kopf des ersten Lebewesen zu bringen, das seinen Weg kreuzte. Bald brachte Brahma den Kopf eines mächtigen Elefanten. Der Kopf wurde nun dem Körper des Jungen aufgesetzt und Brahma besprenkelte ihn mit Wasser. Als der Junge mit dem Elefantenkopf wieder zum Leben erwachte, umarmte Parvati voller Freude ihren Sohn.
Nun stand noch die Erfüllung ihrer zweiten Bedingung aus, und so verkündete Shiva: „Von nun an wird dieser heldenhafte Knabe mein Sohn sein. Er wird respektiert werden wie jeder andere Gott und er wird vor allen anderen Göttern angerufen werden. Er soll „Ganesh“ (oder „Ganapati“) genannt werden, der Anführer meiner Ganas (Heerscharen), und auch „Vigneshwar“, der Beseitiger aller Hindernisse.“ So wurde Ganesha zum Gott der Hindernisse, der seinen Verehrern alle Hindernisse aus dem Weg räumt, aber auch demjenigen, der vergisst, ihn zu verehren, Barrieren errichtet. Und er wurde zum Herrn des Anfangs, der denjenigen Erfolgt bringt, die vor jeder Unternehmung seinen Segen erbeten.

Lord Ganesha hat einen grossen Bauch, ist klein und wird entweder in sitzender Position dargestellt, ein Bein gekreuzt, während das andere den Boden berührt, oder tanzend, ab und an auch stehend. Um seine Taille befindet sich eine versteckte Schlange, zu der folgende Legende erzählt wird. Einst, nachdem Ganesha eine enorme Menge an süßen Kuchen verspeist hatte, kehrte er auf seinem Reittier, einer Maus (gemäß anderen Überlieferungen ist Ganeshas Reittier eine Ratte), heim. Auf dem Weg hatte eine Schlange die Maus erschreckt, und Ganesha wurde abgeworfen, was seinen überfüllten Bauch bersten ließ. Geistesgegenwärtig schnappte er sich sofort die Schlange und band sie um seinen Bauch.
Desweiteren trägt er quer über seine Brust anstelle eines heiligen Fadens eine weitere Schlange. In seinen vier Händen trägt er eine Schlinge (symbolisiert die menschliche Fesselung an die Begierden), eine Axt (zum Zerstören allen Übels), eine Süssigkeit (für Freude) und einen Lotus (für die menschliche Evolution). Sein Rüssel, der normalerweise nach links gerollt ist, repräsentiert das heilige Mantra AUM, den Ursprung des Universums. Er zeigt, dass ein Elefant und sein Gefährt, eine Ratte (bzw. Maus) glücklich zusammenleben können, dass Liebe zum Essen und spirituelles Weisheit einhergehen können, dass eine dicke Person ein Meister des Tanzes und der Musik sein kann (manchmal wird Ganesha ja tanzend dargestellt). Er zeigt, dass die Welt voller Gegensätze ist, die friedlich nebeneinander existieren können.

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Ganesha wird entweder mit zwei oder mit vier Händen dargestellt. Die rechten halten den abgebrochenen Stoßzahn (danta) und den Stachelstock (ankusa), der zum Lenken von Elefanten verwendet wird. Die linken tragen eine Schlinge (pasa) und eine Frucht (phala) oder einen Reiskloß (pinda), da Ganesha ja gerne isst und nascht. Den Stoßzahn soll er sich abgebrochen haben, um ihn auf den Mond zu schleudern, der über seinen Bauch gelacht hatte. Einer anderen Geschichte zufolge verlor er den Zahn, als er dem Parasurama am Berg Kailash den Zutritt zum schlafenden Shiva verwehrte, worauf hin dieser seine Axt auf den pflichtbewussten Türhüter schleuderte und dabei dessen Stoßzahn abbrach. In einer dritten Version benutzte Ganapati den Stoßzahn als Griffel, um das Mahabharata niederzuschreiben, welches ihm von dem Weisen Vyasa drei Jahre lang diktiert wurde. Die beiden hatten dabei folgendes Abkommen getroffen: Vyasa durfte während des Diktats niemals in stottern geraten und Ganesha durfte nichts niederschreiben, was seinem Verstand nicht einleuchtete.

Jeder Teil von Ganeshas Körper symbolisiert ein spirituelles Prinzip. Ganeshas große Ohren und Kopf weisen auf Weisheit, die durch sravana (Hören) und manana (Denken) erworben wurde. Ein Elefantenkopf auf einem menschlichen Körper repräsentiert höchste Weisheit. Der Rüssel repräsentiert den Intellekt oder Unterscheidungskraft, die aus Weisheit hervorgeht. Der Rüssel besitzt die besondere Fähigkeit gröberer als auch feiner Betätigung. Ein Rüssel kann einen Baum ausreißen, aber auch eine Nadel aufheben. Ganeshas Denken erfasst das Reich der Materie und das des Geistes (spirituelles Reich).

Zwei Stoßzähne symbolisieren die Gegensatzpaare: Freude und Schmerzen, heiß und kalt, Tag und Nacht, Ehre und Schmach. Dass Ganesha über nur einen Stoßzahn verfügt, weist darauf, dass er alle Dualitäten transzendiert hat. Ganeshas großer Bauch bedeutet, dass er Vollkommenheit erreicht hat und alle Erfahrungen konsumieren und absorbieren kann.
Ganesha hat vier Arme. Diese vier Arme repräsentieren die vier Aspekte des feinstofflichen Körpers: Geist, Intellekt, Ego und Bewusstsein. In einer Hand hält er eine Axt und in der anderen ein Seil. Die Axt symbolisiert die Zerstörung aller Wünsche und Bindungen. Mit dem Seil zieht Ganesha den Sucher aus seinen weltlichen Problemen und verbindet ihn mit ewiger Glückseligkeit. In der dritten Hand hält Ganesha eine Süßigkeit, die die Belohnung spiritueller Suche darstellt. In der vierten Hand hält er eine Lotusblume, die das höchste Ziel der menschlichen Evolution versinnbildlicht: Erleuchtung. des öfteren wird Ganesha die Axt und das Seil mit einer Hand haltend dargestellt. Dann nimmt seine freie Hand eine heilige Handstellung (mudra) ein, die Schutz und Segen gewährt. Ganeshas Kopf enthält kleine, durchdringende Augen, die das winzigste Detail jedweden Gegenstands untersuchen können. Diese Augen verfügen über die innere Schau, den Geist Gottes in jedem zu sehen.

Ganeshas Gefährt, eine kleine Maus, steht für Egoismus und weltliche Wünsche, worin die Ursache für all unser Leiden liegt. So wie die Maus in Dunkelheit lebt und stiehlt, so lebt unser Bewusstsein in Unwissenheit und ist ständig mit materiellen Gewinnen beschäftigt, wodurch unser innerer Friede gestohlen wird. Ganesha beherrscht sein Gefährt vollständig, d.h. er hat Egoismus und Wunschnatur überwunden.

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Ganesh, steht für einen vollendeten Menschen, der seinen begrenzten Körper, Fühlen und Denken, dargestellt durch die Maus, benutzt, um die grenzenlose Wahrheit, die Ganesha symbolisiert, zu übermitteln. Körper, Fühlen und Denken sind begrenzt. Es ist ihnen nicht möglich, den unbegrenzten Atman zum Ausdruck zu bringen. Der Intellekt des Durchschnittsmenschen kann die Wahrheit nicht begreifen. Vakratunda Ganapati wird als Omkara Svarupa – die Personifizierung des Urklanges OM – bezeichnet, da sein Rüssel das Pranava-Mantra OM repräsentiert, durch welches die Welt geschaffen wurde. Dieses Mantra ist das Symbol der Upanishaden für Brahma (= Schöpfergott), und somit wird Ganapati als Brahman selbst dargestellt.
Ein weiteres charakterisches Merkmal Ganeshas ist sein riesiger Bauch, der so groß ist, dass er das gesamte Universum enthält. Er ist ist der kosmische Schoß, in welchem alles gefunden werden kann, was existiert. Ganesha kann auch alles verdauen, was (uns) das Leben präsentiert. Das macht ihn nicht nur zum Stithaprajna (derjenige, welcher große Gelassenheit und Ausgeglichenheit hat), sondern auch zu demjenigen, der alles Leiden dieser Welt verschluckt, womit er auch seine Schutzkräfte demonstriert.
Südindien verehrt Ganesha als unverheiratet im Zölibat lebend. In Nordindien glaubten die Menschen, er habe zwei Gemahlinnen: Buddhi (= Wissen) und Siddhi (= Wohlstand). In einigen Teilen Indiens wird Riddhi oder Erfolg statt Buddhi als seine Gemahlin betrachtet. Diese Gemahlinnen versinnbildlichen, dass Meditation auf „Aum“ (Ganesha) nicht nur spirituelle Erleuchtung bringt, sondern auch Wissen und Wohlstand oder Erfolg. Manche betrachten die Gemahlinnen als Eigenschaften, die mit Ganesha in Verbindung stehen.